Schreiben an Kulturstaatssekretärin Mag.a Mayer
Sehr geehrte Frau Kulturstaatssekretärin, sehr geehrte Frau Mag.a Mayer,
die Blasmusik in Österreich als kulturelle Breitenbewegung ist nun bald ein Jahr lang sehr eingeschränkt. In den letzten Monaten gibt es sie de facto nicht mehr!
In den meisten Orten sorgen Vereine als ehrenamtliche Initiativen der Amateurmusik für einen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Blasmusikkapellen sind gemeinsam mit den Chören die kulturellen Nahversorger für die Bevölkerung.
Die Identität, die das gemeinsame Musizieren, sowohl für die Aktiven, wie auch für die Zuhörer mit sich brachte, ist verlorengegangen. Der Österreichische Blasmusikverband befürchtet ein breites Abwenden vom Kulturgut Blasmusik und damit verbunden ein Vereinssterben. Die erzwungene Inaktivität verursacht eine Erosion der Gesellschaft und die Herausbildung kultureller Identitäten vieler Kinder und Jugendlicher ist nicht mehr möglich.
Bei allem Verständnis für epidemiologische Lagen und für Gesundheitsschutzmaßnahmen manifestiert sich bei den Blasmusikerinnen und Blasmusikern der Eindruck, dass man sich mit unserer Sache nicht beschäftigt und auch in den Lockerungsmaßnahmen die Verhältnismäßigkeit oft nicht gegeben ist.
Der Österreichische Blasmusikverband fordert, dass mit den nächsten Lockerungen auch das Proben in unseren Vereinen stufenweise zugelassen wird. Es geht hier um wesentlich mehr als Freizeitgestaltung, um kulturelle Artikulation und insgesamt um einen wesentlichen Faktor in unserer Gesellschaft.
Die Volkskultur ist nicht der kleine Bruder der sogenannten Hochkultur. Im Gegensatz zu dieser anachronistischen Einordnung ist sie der breite Nährboden der Kultur insgesamt. Nur aus dieser Breite kann eine Elite entstehen. Alle diese Bereiche sind gleichermaßen und nebeneinander wichtig für unser Kulturland Österreich.
Die Musikvereine sind gemeinsam mit dem Blasmusikverband in der Lage Konzepte auszuarbeiten, die ein Corona gemäßes Proben ermöglichen. Im Sinne des Infektionsschutzes ist es schwer argumentierbar, dass eine gut organisierte Amateurmusikgruppe, bei Einhaltung aller Auflagen, anders behandelt wird als Berufsmusikformationen.
Die Musikvereine dürfen nicht zu den letzten gehören, die öffnen dürfen, denn sie brauchen jetzt dringend Perspektiven und Planungsmöglichkeiten. Wir können und müssen gemeinsam lernen, trotz Epidemie, Kultur auszuüben.
Seitens des Österreichischen Blasmusikverbandes ersuchen wir umgehend um die Definition von Möglichkeiten, die etwa mittels Freitestungen oder auch durch Impfungen die Zusammenkunft von Gruppen im Bereich der Blasmusik ermöglichen. Mit solchen Konzepten und Maßnahmen kann der Blasmusikverband über die Musikvereine auch stark zur Erreichung der Gesundheitsmaßnahmen in der Bevölkerung beitragen.
Daher ersuchen wir, dass wir ehest möglich in Kommunikation treten können, um solche Modelle und Vorgangsweisen zu entwickeln.
Mit herzlichem Dank und mit musikalischen Grüßen,
Erich Riegler
ÖBV-Präsident
Helmut Schmid
Bundesjugendreferent
Walter Reschenender
Bundeskapellmeister
Schreiben des ÖBV zu Lockerungsmaßnahmen an Kulturstaatssekretärin Mag.a Mayer als PDF vom 08. Feber 2021
Schreiben an Kulturstaatssekretärin Mag.a Mayer als PDF vom 12. Jänner 2021